Zeichnen · Zeichen · Zeigen

Benjamin Neumann

9

4. April 1981

Schüler, Spurenleser, Eremit

Was ist wirklich wichtig?

Die Zeit in der wir leben ist schnell und laut, voller Aufgaben und voller Ablenkung. Zu lange diesem Sog ausgesetzt fühl ich mich gehetzt, bin überfordert, gereizt, abgeschlagen und am Ende eng oder leer. Ich frag mich dann zwar „wozu das alles?“ versuche aber krampfhaft Dinge zu realisieren oder Drucksituationen zu bewältigen und merke – eigentlich hab ich mich irgendwo verrannt. Ich bin nicht mehr in sinnvoller Verbindung. Ich sehne mich nach innerem Frieden.

Mir hilft es dann einen Kraftplatz aufzusuchen, einen ruhigen Ort, um mir selbst und meinem Innenleben einen Moment der Aufmerksamkeit zu schenken.  

Mich zu spüren, meine Grenzen anzuerkennen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen. Oder einfach nur still zu sein. Es hilft mir mich zu ordnen oder mich wenn ich das nicht schaffe etwas Größerem anzuvertrauen. Daraus gewinne ich Akzeptanz und Verbindung zurück, neuen Mut, Inspiration, innere Kraft und vor allem Vertrauen ins Leben.

Meine Bilder widme ich der Erinnerung an dieses Gute, Wahre und Schöne. Welches sich als etwas in uns selbst offenbart – in tiefem, wahrhaftigen Kontakt. Daß unser Leben mit all seinen Prüfungen einen Sinn für uns bereit hält. Und dem Mut zu leben.

Wenn ich dich mit meiner Arbeit daran erinnern kann ist es mir gelungen.

 

Über die bildnerischen Arbeiten des Benjamin Neumann

Seit einigen Jahren verfolge ich die Arbeit meines Nachbarn. Mitunter im Wortsinn: zum Beispiel kommt es vor, dass er mir eine Skizze zeigt, manchmal eher eine Konstruktion, ein paar Tage später sehe ich in der Werkstatt ein werdendes Bild, schließlich hängt im improvisierten Fotostudio oder in einem unserer Gemeinschaftsräume das gerahmte Werk, das nun seine Wirkung im Raum entfaltet.

Zu sehen sind geordnete Farbflächen oder wolkiger oder strukturierter Farbauftrag, hineingesetzt sind golden hervorgehobene Zeichen.

Es sind Bilder, die mich fragen, was gerade gesehen wird und ich kann meine Assoziationen als erstes anhand ihrer Titel überprüfen. Sie heißen „Turm“ oder „Wasserlauf“. Die „Halme“ habe ich in unserer gemeinsamen Umgebung auch schon gesehen. Und ein goldenes Zeichen, in dem ich einen gotischen Spitzbogen erkannt habe, könnte auch eine Rakete oder einen stilisierten Phallus meinen; der Bildtitel „los“ lässt mich schließlich an einen Pfeil denken. Beim Betrachten erscheinen Fragen: Fenster oder Tür? Oder Objekt? Sehe ich hinein oder hinaus? Vorne oder Hinten? Horizontal oder vertikal?

Es sind Vexierbilder in noch ganz anderer Hinsicht: All das Gesehene zeigen sie zugleich und jederzeit nicht, sie sind –konkret– komponierte Farbe, edle Oberfläche und sorgsam platzierte Zeichen. Sie schenken mir Ruhe und laden mich zur Versenkung ein, ich erlebe wie die Paradoxien und die „erklärenden“ Bildunterschriften das Denken beschäftigen und das Sehen selbst erscheint.

Uli Jung, Architekt
Vorstand, Nature Community

Danke

an alle Wegbegleiter und Wegbereiter

Claudius Winterhalter

Martina Neumann
Manfred Neumann
Helge Neumann
Gerhard Neumann

Johanna von Stietencron
Bettina von Stietencron

Andreas Artem
Oona Soleil Fergusson

Karin Magnus
Ulrich Jung

Franziska Siebert
Carina Hofmeister
Andreas Demmel

Anna Rieger
Jonas Lahme

Mein besonderer Dank gilt
Iris von Boyen
Viele Werke entstehen
in engem Austausch
und gemeinsamer Arbeit.

Schönsee, Nature Community